Viele Probleme, kaum Verbesserungen

IHK-Gremium Freyung-Grafenau im Gespräch mit MdB Thomas Erndl

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© IHK Niederbayern Die Unternehmerinnen und Unternehmer des IHK-Gremiums Freyung-Grafenau um ihren Vorsitzenden Jürgen Greipl (9.v.l.) sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner (r.) diskutierten in den Wolfsteiner Werkstätten über die aktuellen Herausforderungen der regionalen Wirtschaft.

Seit einem halben Jahr ist die neue Bundesregierung im Amt – angekündigt waren schnelle Verbesserungen für die Wirtschaft. Doch bislang kommt davon in den Betrieben wenig an. Das machten die Mitglieder des IHK-Gremiums Freyung-Grafenau in ihrer jüngsten Sitzung deutlich. Im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Erndl adressierten sie die zentralen Herausforderungen: überbordende Bürokratie, hohe Energiepreise und eine teils marode Infrastruktur.

Die Unternehmer schilderten eindrucksvoll, wie sich diese Probleme im Alltag auswirken: Ein Schwertransport über 110 Kilometer erfordert 27 Seiten Antrag und wegen maroder Brücken zahlreiche Umleitungen, in der Gastronomie führen Dokumentationspflichten zu immensem Aufwand ohne Mehrwert und komplizierte Verfahren verhindern oder erschweren Investitionen in Energieprojekte wie PV-Anlagen zur Eigenversorgung oder Speicher. „Diese Einzelbeispiele sind prägend. Wir haben massenhaft Auflagen, die uns am Kerngeschäft hindern“, betonte IHK-Gremiumsvorsitzender Jürgen Greipl.

MdB Thomas Erndl, verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, versicherte, dass der Bundesregierung die Probleme bewusst seien. Versorgungssicherheit, Kostenreduktion und Bürokratieabbau stünden auf der Agenda, man wolle künftig pragmatischer handeln. Als Beispiele nannte er Investitionen in die Infrastruktur, steuerfreie Überstunden, eine mögliche Arbeitszeitflexibilisierung und die Senkung der Stromsteuer. „Wir sind an vielen Stellen unterwegs“, so Erndl, „aber ich bitte um Geduld – die aufgestauten Probleme lassen sich nicht in wenigen Monaten lösen.“

Genau diese Geduld haben viele Unternehmer nicht mehr, wie in der Diskussion deutlich wurde. IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner brachte es auf den Punkt: „Niederbayern ist stark industrielastig – aktuell gehen reihenweise Arbeitsplätze verloren. Wir haben kein konjunkturelles, sondern ein Standortproblem. Ein Investitionsbooster hilft nicht, wenn das Vertrauen in den Standort fehlt.“

Neben der politischen Aussprache rückte das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in den Fokus. Karl Heinz Friedrich, Bereichsleiter Berufliche Bildung der IHK, zeigte anhand praktischer Beispiele, wie KI heute schon Prozesse automatisieren, Daten visualisieren und Kosten senken kann. „Es wird höchste Zeit, dass man sich intensiv damit beschäftigt. Wenn man es nicht tut, wird man abgehängt“, so Greipl.

Vor Beginn der Sitzung besichtigten die Mitglieder die Wolfsteiner Werkstätten in Freyung, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Dort arbeiten über 400 Menschen mit Behinderung, unterstützt von über 150 weiteren Mitarbeitern, für zahlreiche regionale und überregionale Auftraggeber. Die Tätigkeitsbereiche reichen von Näherei und Reinigung bis zur Verpackung und Logistik. Ziel der Einrichtung ist die soziale und berufliche Integration sowie die Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe. Greipl zeigte sich beeindruckt: „Das war augenöffnend. Solche Institutionen sind für unsere Gesellschaft unverzichtbar.“

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